Tag 10

16.05.2022

Strecke: 26,3km

Gesamtstrecke: 230,9km

Die Strecke ging so langweilig an, wie sie gestern aufhörte. Immer entlang der B77. Was soll man da erwarten?!

Immer schön entlang der B77 😅

Aber zunächst zurück zur Nacht. Der Zeltplatz war klasse. Abgesehen von den Mücken. Die Landwirte haben bis spät in die Nacht Heu gefahren. Das sonore Brummen der Maschinen wurde weitestgehend durch das Gezwitscher und Geträllert der Vögel übertönt. Als ich wieder aufwachte hörte ich nur noch die Vögel 😃

Der Zeltplatz war in einer Senke. Drum rum Bäume, dass die Sonne erst spät den Boden erreichte und ich wieder mal ein feuchtes Zelt einpacken musste. In der Mittagspause, die heute sehr spät war, fix das Zelt provisorisch aufgestellt, Schlafsack rausgelegt (zum trocknen), Schuhe aus und Brötchen belegt und gegessen.

Vormittags kam ich an einer Zimmerei vorbei. Mir hallte der Ruf des Zimmerers entgegen: „Wandersmann, wohin des Weges?“ „Zimmermann, mich zieht es nach Oslo.“, antwortete ich. Er hatte einen freundlichen aber auch fordernden Ton an sich. Wie es sich gehört, war in seiner Lehre auch auf Wanderschaft. Er wollte mich gerne zum Arbeiten da behalten. Das musste ich leider ablehnen. Obwohl warum nicht, das nächste für ein paar Tage in die Lehre gehen?

Ob die denn auch ein Gedicht könne, fragte er. Ich wusste noch nicht, dass man eines können muss. Ich werde mir also ein Wandergedicht suchen, damit ich nächstes mal nicht blank da stehe.

Bei Westerrönfeld bog ich endlich von der B78 ab. Zum einen wollte mein Navi das so und zum anderen wollte ich das so, weil ich zum Supermarkt wollte. Kurz vor dem Supermarkt kam ein Rentner mit dem Rad vorbei. „Hey, wo willst du denn hin?“ Mir der Antwort: „Nach Oslo“ hatte er nicht gerechnet. Er schaute sich überrascht um und ich hatte Sorge, er könnte stürzen. Doch es ging alles gut.

Ein Zufall? Ochsenweg heißt auch ein Wanderweg in Dänemark, den ich schreiten werde.

Auf diesem Rastplatz lernt ich Tommy, den Seefahrer und seine Lebensgeschichte kennen. Kurz gesagt: Er war viele Jahre zur See gefahren und hat später auf der Straße gelebt. Er sei viel rumgekommen doch jetzt ginge es aufgrund der Gesundheit nicht mehr. Weil nicht gehen könne ist er mit seinem kürzlich erworbenen „e-Trike“ nun mal kurz rausgefahren. Mehr darf ich aus Datenschutz-Gründen nicht sagen. 😜

Tommy der Seefahrer

Wenig später traf ich eine Radwandergruppe -oder wie nennt man das? Sie fragten mich, ob dies der Weg nach Itzehoe sei. Ich bin ja nicht ortskundig, dennoch konnte ich es bejahen, weil ich ja von dort kam 😜 Schon waren wir im Gespräch. Sie werden auf ihrem Weg nach Süddeutschland auch durch Bremen fahren. Da haben noch ein paar Tipps ausgetauscht. Bei ihnen in Eckernförde kämen auch immer Wanderer vorbei, die nach Wasser oder Obdach fragten. „Für eine gute Geschichte geben wir gerne. Wir wünschten uns gegenseitig nach einer angeregten Unterhaltung einen guten Weg.

Radgruppe aus Eckernförde

Den Elbtunnel bin ich ja mittlerweile sehr oft durchfahren. Aber ich bin – glaube ich – noch nie unter einem Fluss gegangen. Ich wusste auch gar nicht, dass es in Rendsburg einen Tunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal gibt. Jetzt weiß ich es. Das war ziemlich cool. Was bei diesen Temperaturen sehr angenehm war.

Tunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal

Eigentlich wollte ich Rendsburg heute hinter mir lassen. Da ich aber bereits 26km hinter mir hatte, habe ich mir am Südrand von Rendsburg ein Quartier gesucht. Auf einem Ferienhof durfte ich mein Zelt neben dem Spielplatz aufbauen.

Zelten neben dem Spielplatz

Als mein Abendessen zubereitete, kam ein anderer Gast und ich ins Gespräch. Am Ende bot sie mir die Reste ihres Essens an. Da Sahne ich gerne angenommen. Endlich mal wieder ein anderer Geschmack (und lecker war es auch 😊). Danach habe ich dann noch den Großteil meines Essens gegessen. Irgendwie kann ich im Moment andauernd und immer viel essen. Wie das nur kommt…?

Essen-Spende für den Wandervogel ist es