Lange, lange ist es her, dass ich eine Wanderung gemacht habe.

Nach meiner Fernwanderung von Bremen nach Oslo habe ich Zuhause nur noch wenige Wanderungen gemacht. Bei den Wanderungen, die ich im heimischen Umfeld gemacht habe, hatte ich immer so ein sinnloses Gefühl. Denn ich bin immer wieder da angekommen, wo ich gestartet bin. Ich kannte die Wege, die Ortschaftem. Kurz: Es gab keine Herausforderungen.

Und doch…. irgendwie hat es immer wieder in den Füßen gejuckt.
(Also wohlgemerkt: „in den Füßen“ und nicht „an den Füßen“ 😉

Ich habe vor kurzem meine Ausrüstung gecheckt, gepflegt und Akkus geladen.

Es juckt noch mehr.
Und: Ich habe auch gemerkt, wie mir die Stille, die Weite und das Alleinsein fehlten.

Einfach mal den Kopf ausmachen.

Tipp: unten findest Du noch ein Video 😉

Die Luft leicht diesig. Die Sonne scheint. Es ist kalt.

Ich habe also kurzer Hand eine Route gesucht und bin am nächsten Tag – also heute – los. Ich hatte noch überlegt, ob ich den großen Rucksack mitnehme… morgens habe ich spontan entschieden nur einen Tagesrucksack mitzunehmen. Ich bin ja nicht mehr im Training und wollte erstmal sehen, was so geht. Da muss ich jan icht gleich mit 15 Kg Gepäck anfangen 😉

Der Wecker, das Aufstehen und das Wetter

Aber ich drehe nochmal die Uhrzeit kurz zurück….. Der Wecker war auf 07:00 Uhr gestellt. Er klingelte auch um 07:00 Uhr. Aber irgenwie bin ich in den letzen Tagen morgens soooo träge. Das ist ungewähn lich für mich. Ich kämpfte mit mir und dem Aufstehen. Der Kampf war kurz, kraftlos und die Entscheidung fiel binnen Sekunden für den Schlaf. Erst anderhalb Stunden später schaffte ich den Weg aus dem Bett heraus.

Ich habe die zusätzliche Zeit genossen. Aber jetzt mal los. Morgen-Routine: Gymnastik, Frühstück + Brote schmieren, Bad, Anziehen und Sachen packen. Trotzdem ich später aufgestanden bin, habe ich alles ganz in Ruhe gemacht. Stress sollte hier keinen Platz finden und wäre genau das gegenteilige Ergebnis von dem gewesen, was ich mit der heutigen Wanderung erreichen wollte.

Ich hatte mir den Wecker mit Bedacht so früh gestellt. Ab 14:00 Uhr sollte es Regen geben sagte die App. Und ich wollte nicht meine erste Wandertour des Jahres und die erste Tour seit Monaten mit nassen Sachen beenden. Um 10:26 Uhr stand ich nun komplett fertig und marschbereit vor der Tür. Also nur so zwei Stunden (oder mehr) später als geplant. Na, das kann ja was werden, dachte ich mir.

Wetter, Apps und Erfahrung

Das Wetter sah entgegen der gestrigen Wettervorhersage gut aus. Und das bestätigt auch wieder etwas, was ich auf meinen 639.3 km von Bremen nach Oslo gelernt hatte: Traue ncht der App. Baue auf Deine Augen, Sinne und Erfahrung!
Meine Augen sagten mir: Die Sonne scheint. Der Himmel ist wolkenfrei. Die Sinne sagten mir: Es weht kein Wind oder nur ein laues Lüftchen. Und die Erfahrung sagte: Das bleibt die nächsten vier Stunden mindestens trocken.

Los geht’s

„Los geht’s!“ sagt immer meine Wander-App, wenn ich die Navigation starte. Aber die musste noch kurz warten, weil ich zunächst zu meinem Ausgangspunkt meiner Wanderung musste: Der Parkplatz der Diskothek Arena in Ihlpohl. Ich startete meine Navigation (https://www.komoot.de/tour/1003674603) und hörte das vertraute „Los geht’s!“

Puh, kalte Finger

Meine weiteren Sinne sagte mir nach dem ersten Kilometer: Es ist kalt. Es ist sehr kalt. Es müssen ca. 4 Grad Celsius gewesen sein. Warum war es heute so kalt und die anderen Tage deutlich wärmer? Ist dochklar: Damit heute die Sonne scheinen kann :o)
Puh, ja. Meine Finger waren eisig kalt. Meine Ohren meldeten ebenfalls erhebliche Kälteeinwirkung. Jetzt schon wieder nahalten und Handschuhe und Wintermütze rausholen? Och, nee. Also ging ich weiter und hoffte darauf, dass bald mein Kreislauf in Schwung kam und ich aus dem schattigen Bereich in einen sonnigeren kommen würde.

Gute Ding braucht Weile, Geduld oder Ausdauer. In jedem Falle kam der Kreislauf in Schwung und auch der Weg ging raus auf’s Feld, so dass auch die Sonne mich erwärmte.

Als ich meine erste Pause machte, meldeten meine Augen: „Die ersten Wolken sind im Anmarsch und bald vor Ort.“ Die Sinne meldeten: „Es frischt auf.“ Die Erfahrung sagte: „Zieh Dir während der Pause eine Daunenjacke über und geniesse die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Du bleibst trocken.“

Pause mit den letzten Sonnenstrahlen.
Erfrischende Vitamine, Wasser und (nicht im Bild) ein Müsliriegel

Ich trat meine Wanderung wieder an und meine Sinne meldeten mir einen Temperaturabfall und die Erfahrung sagte: „Wer weiß, ob Du heute nochmal eine so lange pause machen wirst. Es ist besser in Bewegung zu bleiben als auszukühlen.“

Weiter geht’s…. neue Herausforderungen

Meine Kondition war erstaunlich gut. Die Strecke war gut. Ich hatte viele Wege, die ich noch gar nicht kannt. Das ist gut.

Es ging durch Wälder und ein Moor. Auf das Moor hatte ich mich besonders gefreut. In dem war ich bereits schon mehrfach und immer wieder gab es keine befestigten Wege und echte Herausforderungen. Das ist zum Beispiel ein Flußlauf (oder ein breiter Bach), den ich schn mehrfach überquerte, obwohl dort keine Brücke ist. Das sollte diesmal nicht so sein, weil das Navi die Route vorgab.

Nass und moorig wurde es dann doch. Juhu!

Brücke?…. Denkste!

Aber weit gefehlt. Das Navi hatte scheinbar vergessen, an die richtige Stelle eine Brücke zu bauen. Es war keine da und es sah auch nicht so aus, als wäre dort mal eine gewesen.

Hm.

Der Bach war, so weit ich schauen konnte zu breit, um ihn mit einem Sprung zu überwinden. Da er einen natürlich Flußlauf hat (erschlängelt sich schön durch die Landschaft), konnte ich auch nicht sehen, ob es weiter oben oder unten eine geeignetere Stelle gab. Die Ufer Böschung war stellenweise steil. Der Bewuchs oder Totholz machte mich langsamer.

Ich fand eine Stelle, die Erfolg versprechen könnte. Es war ein gewagter Weg. Die Böschung war diesseits und jenseits des Baches steil. Diesseits lagen verscheiedene Hölze rumgestürtzer Bäume. Wenn ich also auf dem einen Stamm bis zur Wasserkante vorginge und von dort auf das andere im Wasser leigende Holz springen würde, könnte ich mit einem weiteren Sprung das andere Ufer erreichen.

Aber….!

Aber: Das Holz war modrig. Würde es halten oder brechen?
Aber: Das Holz war nass. Wie viel Gripp würde ich haben oder wegrutschen?
Aber: War das Hol m Wasser wirklich fest oder würde abkippen und mich in die „Fluten“ reißen?

Entscheidung!

Ich testete das erste Holz. Ergebnis: fest aber sehr rutschig. Auf einen Versuch kommt es an. Wenn es schief läuft müsste ich eben die letzten 6 / 8 Kilometer nass zurückgehen oder mir ein Taxi rufen 😉
Ich tastete mich auf dem erste Holz vorsichtig vor. Oh mann, das ist echt stark rutschig (wie eisglatt). Vorsichtig streckte ich mein Bein aus. Ich erreichte das zweite Holz. Es fühlte sich so an, als würde es fest sein.
Entscheidung: Ich mache es. Ohne Risiko…. kein Erfolg.

Ich richtete mich auf, suchte eine gute Körperhaltung, damit ich einen festen Stand und Absprung vom ersten zum zwieten Holz hatte. Ich stieß mich ab. Ein Fuß landete sicher auf dem zweiten Holz. Es hielt stand. 🙂 Ich stieß michdirekt ab, um zum anderen Ufer zu gelangen. Der Linke Fuß erreichte das Ufer und rutschte ab in Richtung Wasser. Ich sah mich schon im Wasser liegen….nee, nee, nee. Ich hatte doch noch ein zweites Bein. Dieses zog schnell nach und konnte den rechten Fuß sicher auf dem Ufer platzieren und mich hochdrücken. Noch ein, zwei stolpernde Schritte und ich war mit allem sicher auf der anderen Seite. Der Linke Schuh war zwar im Wasser gewesen, aber er war nur von außen nass geworden.

Video mit weiteren Eindrücken und bewegten Bildern

Fazit

Wander ist geil und tut gut!

Ich habe die Wanderung sehr genossen. Es gab kene körperlichen Herausforderungen und ich fühle mich auch hinterher gut. Wie immer hatte ich, als ichnach Hause kam, einen tierischen Hunger, bowohl ich unterwegs reichlich (Orange, Müslieriegel, diverse Stullen etc.) gegessen hatte. Die landschaftliche Herausforderung (die fehlende Brücke) hat mir sehr gut gefallen und richtig Spaß gemacht. Mal sehen, was mich beim nächsten Ml erwartet…..